Kranz der Vulvina
Die Bezeichnung „Jungfernhäutchen“ ist irreführend und gleichzeitig machtvoll. Die Bezeichnung vermittelt den falschen Eindruck, es gäbe eine Haut in der Vulvina, die beim ersten (Penetrations-)Sex, dem sogenannten „ersten Mal“ reißen würde. Diese Vorstellung ist falsch und birgt soviel Unsinn in sich, dass ich darüber Seiten füllen könnte.
Aber ich mache es kurz: Es gibt kein „Jungfernhäutchen“.
Es gibt keine Haut, die den Eingang der Vulvina verschließ und irgendwann zerreißt.
Der Mythos suggeriert unter anderem dass Sexualität kontrollierbar wäre – was nicht stimmt.
Es gibt kein Jungfernhäutchen.
Was es gibt ist ein kleiner Schleimhautkranz, kurz hinter dem Eingang der Vulvina, oder anders beschrieben: ein Ring aus Schleimhautfalten.
Der Kranz der Vulvina bleibt ein Leben lang erhalten, ist dehnbar und kann sich, wie jedes andere Körperteil, im Laufe des Lebens leicht verändern. Es ist gut zu wissen, dass die meisten Menschen beim ersten Sex nicht bluten. Wenn dies doch vorkommt, dann blutet häufig die innere Schleimhaut der Vulvina. Eine Blutung die durch Schleimhautverletzungen ausgelöst wurde ist vergleichbar mit einer Verletzung der Mundschleimhaut und heilt wie diese meist narbenfrei ab.
Es ist also nicht sichtbar oder kontrollierbar ob Menschen bereits Sex hatten oder nicht.
Was es nicht gibt, kann auch nicht „wiederhergestellt“ werden. Deswegen sind auch sogenannte „Hymen-Rekonstruktion“ – Operationen, in denen das „Jungfernhäutchen“ „wieder hergestellt“ werden soll eine Verdrehung der Tatsachen. Diese Operationen laufen unter „Schönheitsoperationen“ und werden in vielen deutschen Kliniken zu extrem hohen Preisen angeboten. Bei dieser Operation werden zumeist einfach Teile des Schleimhautkranzes miteinander vernäht, wodurch eine Blutung beim Sex hervorgerufen werden soll. Diese Operationen werden zumeist ohne Qualitätssicherung und ohne ausreichende Aufklärung durchgeführt.
In Schweden wurde bereits 2009 offiziell die Bezeichnung vaginale corona eingeführt.